2023
2023
Sweet Dreams Security® – Angst hat Zukunft
Matthias Megyeri
19. Oktober 2023 – 21. Januar 2024
Der Doppelcharakter der Sicherheit – Voraussetzung für Wohlstand und gesellschaftlichen Frieden einerseits und die potenzielle und strukturelle Gewalt auf der anderen Seite – durchziehen den Alltag und den öffentlichen Raum unserer Städte. Der Stuttgarter Künstler Matthias Megyeri thematisiert in seiner Arbeit Sicherheits- und Abwehreinrichtungen an Gebäuden und im öffentlichen Raum: Zäune, Schutzdrähte, Ketten, Gitter, Sicherheitspersonal. Megyeri verändert und verfremdet sie so, dass sie entweder noch gesteigert, meist aber vermeintlich verharmlost werden: Ihre bedrohlichen Elemente werden mithilfe einer Comic-Ästhetik, der Sprache von Kinderspielzeug sowie aus der Kitsch- und Tourismusindustrie umgestaltet und verlangen uns so ein Lächeln ab. Damit macht Megyeri aber erst auf die ursprünglich aggressiven Formen aufmerksam und skandalisiert deren Normalität, eine Normalität, die meist nur die wahrnehmen, gegen die sie gerichtet ist.
Megyeri verlässt den Raum der abstrakten Auseinandersetzung mit dem Thema, indem er zwinkernden Auges Sweet Dreams Security® als eine Marke etabliert, die Produkte anbietet, die den Konsumierenden scheinbar eine Antwort auf das unlösbare Dilemma von Sicherheit und Freiheit bieten. Megyeris Arbeiten sind im Sinne des Wortes schmerzhaft schön.
Für die Architekturgalerie am Weißenhof weitet Megyeri mit einer Rauminstallation diese Strategie der Verfremdung aus. Dabei wird die Qualität der Galerie als einem Ausstellungsort, der sich im Gegenüber von Exponat und Rezipient konstruiert, aufgehoben und das Publikum zu einem Akteur und Beteiligten der Prozesse und Mechanismen, die sich zum Thema der Sicherheit beschreiben lassen.
Kuratiert von Juliane Otterbach und Christian Holl
HABITAT X
Klimaangepasstes Leben in Koexistenz von Menschen, Tieren und Pflanzen
6. Juli – 8. Oktober 2023
HABITAT X zeigt Möglichkeiten auf, den ausschließlich auf den Menschen bezogenen Prozess des Planens und Bauens zu überwinden: Das Bureau Baubotanik aus Stuttgart veranschaulicht mit zwei Gastbeiträgen von Studio Animal-Aided Design aus Berlin und Felixx Landscape Architects & Planners BV aus Rotterdam Strategien, die ein Zusammenleben und -wachsen von Pflanzen, Tieren und Menschen ermöglichen.
Die Ausstellung thematisiert die Koexistenz von Pflan-zen, Tieren und Menschen in Bezug auf unsere gebaute Umwelt: Wie kann das Bauen auf die langfristigen Veränderungen der Lebenszyklen von Gebäuden und Freiräumen eingehen? Wie muss die kulturelle Praxis des Planens modifiziert werden, um den Lebenswelten von Pflanzen und Tieren gerecht zu werden? Und welche Rolle spielen lokale Gegebenheiten und unter-schiedliche zeitliche Horizonte?
Die Arbeiten der drei an der Ausstellung beteiligten Büros zeigen, wie interdisziplinäre Forschung und Praxis Grundlagen, Methoden und Planungswerkzeuge für die erfolgreiche Integration von Biodiversität in die Planung und Gestaltung urbaner Räume zur Verfügung stellen können.
Hans Dieter Schaal – Architektur und Natur
4. Mai – 25. Juni 2023
Hans Dieter Schaal (*1943), Architekt und Künstler, beschäftigt sich schon seit den 1970er Jahren mit Landschafts- und Platzprojekten. Sein gezeichnetes Buch Wege und Wegräume erregte 1977/78 viel Aufsehen, ebenso wie sein Entwurf für die Berliner Bundesgartenschau 1977. Dafür erhielt er den ersten Sonderpreis. Im Universitäts-Bereich Stuttgart-Vaihingen konnte er 1979 ein hölzernes Laubenhaus errichten. Es musste 2000 einem Neubau weichen. Zur Internationalen Gartenbauausstellung 1993 in Stuttgart wurden seine Kunst-Installationen Stangenwald-Platz auf dem Killesberg und Villa-Moser-Leibfried beim Pragsattel realisiert. 1997/98 folgte der Monopteros im Park von Hohenheim. Diese teilweise gut erhaltenen, zum andern Teil ruinös-verfallenen, spannungsvoll-poetischen Kunstorte werden in der Ausstellung mit Zeichnungen, Skizzen, Modellen, Fotos und Filmen dokumentiert, ergänzt mit aktuellen Collagen und gezeichneten Überlegungen zum Thema Architektur und Natur.
Zur Ausstellung erscheint ein Buch von Hans Dieter Schaal: Selected Works / Ausgewählte Arbeiten 1971-2023, Stuttgart/London: Edition Axel Menges 2023
Kuratiert von Hans Dieter Schaal
Organisiert von Prof. Dr. Klaus Jan Philipp
Fotografien von Peter C. Horn
Film von Klaus W. Schadow
Roger Boltshauser – Response
2. März – 23. April 2023
Die Auseinandersetzung mit dem Material Lehm, zu wissen, dass man sich auf relativem Neuland befindet, dass alles neu gedacht und entwickelt werden muss, ist für Roger Boltshauser eine Art Grunderfahrung, die ihn heute noch anspornt, ihn mutig, aber auch kritisch gegenüber allen Konventionen macht und ihn immer wieder antreibt, neue Lösungen zu finden. Diese Grunderfahrung versucht er auch in der Lehre zu vermitteln, weshalb er immer wieder auf das noch wenig erforschte Material Lehm zurückgreift. Es geht darum, in einer von der Industrie diktierten Welt den Mut zu entwickeln, neue Lösungsansätze denken zu können.
Dieses Bewusstsein in Kombination mit einem fundierten Verständnis für ökologische Fragen prägen seine Bauten und leisten einen notwendigen Beitrag in der Architektur. Roger Boltshauser geht es auf allen Ebenen um die Suche nach einer authentischen Antwort, welche möglichst viele Aspekte einbindet. In stetigen Parallelprozessen verbinden sich Kunst, Entwurf und Bau zu seinem Werk.
Kuratiert von Roger Boltshauser mit Atelier Andrea Gassner
Organisiert von Kyra Bullert
Versatzstücke von belebter Applikation, Tapeten und Dämonen, Dominanz in Grau.
Objekte und Abformungen von Harald Braun
Fotografien von Valentin Wormbs
08. Dezember 2022 – 19. Februar 2023
Wohnblöcke, Fassadenansichten, Straßenzüge. Kamerafahrten, schrittweise seitwärts. Kühle schwarz-weiß Fotografien treten an die Stelle von heißen Renderings. Gebaute Utopien zeigen sich im Übergang vom Versprechen zur Behausung. Endlich wo anders wohnen, inwendig noch unbestimmt, äußerlich wie überall. Die veräußerte Wunschkalkulation der Quartiersarchitektur spiegelt sich in den Tapetenabformungen. Zarte Reliefmuster werden mit Silikonspuren überlagert. Im Gestalterkennungsprozess bilden sich Kartographien, Diagramme und Dämonen heraus. Abformungen in keramischer Gießmasse transformieren die Zeichnungsspuren.
Kuratiert von Wolfgang Schwarz